Warum ein Zweitkonto eröffnen?
Viele Menschen nutzen nur ein einziges Girokonto für alle Zahlungen – Gehalt, Miete, Einkäufe, Sparen. Doch es gibt gute Gründe, ein zweites Girokonto zu führen. Ein Zweitkonto bietet nicht nur mehr Übersicht, sondern ermöglicht auch eine strukturierte Finanzplanung und klare Trennung unterschiedlicher Lebensbereiche.
Die Idee ist einfach: Statt alle Transaktionen über ein Konto laufen zu lassen, verteilen Sie Ihr Geld gezielt auf mehrere Konten. So behalten Sie besser den Überblick, vermeiden versehentliche Überziehungen und können Ihre Sparziele effektiver verfolgen.
Gut zu wissen
Ein Zweitkonto ist nicht das Gleiche wie ein Unterkonto oder Sparkonto. Es handelt sich um ein vollwertiges, eigenständiges Girokonto mit eigener IBAN, das Sie parallel zu Ihrem Hauptkonto führen können.
Vorteile eines Zweitkontos
Ein zweites Girokonto bietet zahlreiche praktische Vorteile für Ihre Finanzorganisation. Hier sind die wichtigsten Argumente:
Bessere Übersicht
Durch die Trennung verschiedener Ausgabenbereiche sehen Sie auf einen Blick, wie viel Geld für welchen Zweck verfügbar ist. Fixkosten und variables Budget bleiben getrennt.
Effektiveres Sparen
Ein separates Sparkonto macht es leichter, Geld zur Seite zu legen. Was nicht auf dem Alltagskonto liegt, wird nicht ausgegeben – das Prinzip "Aus den Augen, aus dem Sinn".
Trennung privat/beruflich
Freelancer und Selbstständige profitieren von getrennten Konten für private und geschäftliche Transaktionen. Das vereinfacht die Buchhaltung und Steuererklärung erheblich.
Mehr Sicherheit
Sollte eine Karte gesperrt werden oder das Konto gehackt werden, haben Sie mit einem Zweitkonto weiterhin Zugriff auf Geld und bleiben zahlungsfähig.
Gemeinsame Haushaltskasse
Paare können ein gemeinsames Konto für Haushalt und Fixkosten führen, während jeder Partner sein eigenes Konto für persönliche Ausgaben behält.
Klare Budgetgrenzen
Setzen Sie feste Budgets für verschiedene Bereiche: Miete auf Konto A, Lebensmittel auf Konto B, Freizeit auf Konto C. So vermeiden Sie Überziehungen.
Psychologischer Vorteil
Mehrere Konten schaffen mentale "Töpfe" für verschiedene Zwecke. Diese psychologische Trennung hilft vielen Menschen, disziplinierter mit Geld umzugehen und Sparziele konsequenter zu verfolgen.
Ist ein Zweitkonto erlaubt?
Ja, absolut! In Deutschland gibt es keine gesetzliche Beschränkung, wie viele Girokonten Sie führen dürfen. Sie können problemlos zwei, drei oder sogar mehr Konten bei verschiedenen Banken eröffnen – auch mehrere Konten bei derselben Bank sind möglich.
Gibt es Einschränkungen?
Grundsätzlich nicht, aber es gibt ein paar Punkte zu beachten:
Schufa-Einträge
Jedes Girokonto wird bei der Schufa gemeldet. Viele Konten sind kein Problem, können aber bei Kreditanfragen als "viele offene Kontoverbindungen" vermerkt werden. In der Praxis hat das selten negative Auswirkungen.
Legitimationsprüfung
Bei jeder Kontoeröffnung müssen Sie sich legitimieren (PostIdent, VideoIdent). Banken prüfen auch, ob Sie bereits Kunde sind, um Doppelkonten zu vermeiden.
Kontoführungsgebühren
Achten Sie darauf, dass eventuelle Gebühren nicht Ihre Vorteile zunichte machen. Viele Direktbanken bieten kostenlose Konten ohne Bedingungen an.
Achtung bei Pfändungen und Insolvenz
Alle Ihre Girokonten sind pfändbar bzw. werden in einer Insolvenz berücksichtigt. Ein zweites Konto schützt nicht vor Gläubigerzugriff. Auch wenn Sie ein P-Konto (Pfändungsschutzkonto) haben, dürfen Sie nur ein solches führen.
Typische Anwendungsfälle für ein Zweitkonto
Ein Zweitkonto lässt sich für viele verschiedene Zwecke einsetzen. Hier sind die häufigsten Szenarien:
1. Fixkosten-Konto
Nutzen Sie ein Konto ausschließlich für feste monatliche Ausgaben: Miete, Versicherungen, Strom, Internet, Handyvertrag. So wissen Sie genau, wie viel Sie für diese Kosten zurücklegen müssen.
2. Spar- und Notgroschen-Konto
Ein separates Konto für Ihr Erspartes und Ihre finanzielle Reserve. Richten Sie einen Dauerauftrag ein, um automatisch jeden Monat zu sparen.
3. Geschäftskonto für Selbstständige
Trennen Sie private und geschäftliche Finanzen strikt. Auch wenn Sie nur nebenberuflich selbstständig sind, erleichtert ein separates Konto die Steuererklärung enorm.
4. Gemeinschaftskonto für Paare
Ein gemeinsames Konto für alle geteilten Ausgaben: Miete, Einkäufe, Urlaub. Jeder Partner zahlt einen vereinbarten Betrag ein.
5. Zielsparkonto (Urlaub, Auto, etc.)
Sparen Sie gezielt für ein bestimmtes Ziel: Urlaub, neues Auto, Hochzeit, größere Anschaffung. Monatlich fließt ein fester Betrag aufs Zielkonto.
6. Online-Shopping-Konto
Ein Konto mit minimaler Deckung speziell für Online-Käufe und PayPal. So begrenzen Sie das Risiko bei Datenmissbrauch oder Hacks.
Beliebte Mehrkonten-Modelle
Verschiedene Finanzexperten empfehlen unterschiedliche Systeme zur Aufteilung Ihrer Finanzen auf mehrere Konten. Hier sind die bekanntesten Modelle:
Das 3-Konten-Modell
Das wahrscheinlich beliebteste System für Privatpersonen. Sie teilen Ihr Geld auf drei Konten auf:
Gehaltskonto (Fixkosten)
Hier geht Ihr Gehalt ein. Von diesem Konto werden alle festen monatlichen Ausgaben abgebucht: Miete, Versicherungen, Handyvertrag, Abos.
Alltagskonto (Variables Budget)
Für alle täglichen Ausgaben: Lebensmittel, Kleidung, Freizeitaktivitäten, Restaurants, Benzin. Sie überweisen zu Monatsbeginn einen festen Betrag vom Gehaltskonto.
Sparkonto (Rücklagen & Ziele)
Für Notgroschen, langfristiges Sparen und finanzielle Ziele. Ein Dauerauftrag überweist automatisch einen Betrag vom Gehaltskonto.
Beispielrechnung bei 2.500€ Netto
- Gehaltskonto: 1.400€ (Miete 800€, Versicherungen 150€, Auto 200€, Abos 50€, Reserve 200€)
- Alltagskonto: 800€ (Lebensmittel 400€, Freizeit 250€, Kleidung 100€, Sonstiges 50€)
- Sparkonto: 300€ (12% Sparquote)
Das 6-Konten-Modell (T. Harv Eker)
Eine detailliertere Variante mit sechs verschiedenen "Töpfen", jeweils mit eigenem Zweck:
Fixkosten und alltägliche Ausgaben
Langfristiges Vermögen aufbauen
Weiterbildung, Kurse, Bücher
Auto, Möbel, Elektronik
Komplett für Vergnügen ausgeben
Wohltätige Zwecke
Das Paar-Konten-Modell
Ein bewährtes System für Paare, die gemeinsam wirtschaften, aber finanzielle Unabhängigkeit bewahren möchten:
Gemeinschaftskonto
Für alle gemeinsamen Ausgaben: Miete, Nebenkosten, Lebensmittel, gemeinsame Versicherungen, Urlaub
Einzelkonto Partner A
Persönliches Konto für individuelle Wünsche, Hobbys, eigene Versicherungen
Einzelkonto Partner B
Persönliches Konto für individuelle Wünsche, Hobbys, eigene Versicherungen
Aufteilung: Jeder Partner zahlt anteilig (z.B. 50:50 oder nach Einkommen) einen festen Betrag ins Gemeinschaftskonto ein. Der Rest bleibt auf dem Einzelkonto zur freien Verfügung.
Beispiel: Gemeinsame Kosten 2.000€/Monat → Jeder zahlt 1.000€ ein (bei 50:50-Aufteilung)
Das richtige Zweitkonto wählen
Nicht jedes Girokonto eignet sich als Zweitkonto. Achten Sie bei der Auswahl auf diese Kriterien:
Wichtige Auswahlkriterien
1. Kontoführungsgebühren
Idealerweise ist das Zweitkonto komplett kostenlos – ohne Wenn und Aber. Viele Direktbanken bieten gebührenfreie Konten an.
2. Kostenlose Karten
Prüfen Sie, ob Girocard und/oder Kreditkarte kostenlos dabei sind, falls Sie diese benötigen.
3. Online- und Mobile-Banking
Eine gute Banking-App ist wichtig, um mehrere Konten bequem zu verwalten. Prüfen Sie auch Multibanking-Funktionen.
4. Kostenlose Überweisungen
SEPA-Überweisungen sollten kostenlos sein, vor allem wenn Sie regelmäßig zwischen Konten umbuchen.
5. Zinsen auf Guthaben (optional)
Einige Banken bieten Zinsen auf das Guthaben. Gut für Sparkonten, aber kein Muss für Alltagskonten.
Beliebte kostenlose Zweitkonten
| Bank | Kontoführung | Besonderheit | Geeignet als |
|---|---|---|---|
| C24 | Kostenlos | Moderne App, Cashback | Alltagskonto |
| DKB | Kostenlos | Kostenlos weltweit Geld abheben | Reisekonto |
| ING | Kostenlos (ab 700€ Geldeingang) | Große Direktbank, viele Geldautomaten | Gehaltskonto |
| N26 | Kostenlos | Smartphone-Bank, sehr schnell | Zweit-/Sparkonto |
| Consorsbank | Kostenlos | Mit Depot kombinierbar | Investment-Konto |
Profi-Tipp: Banken kombinieren
Nutzen Sie für verschiedene Zwecke verschiedene Banken. Zum Beispiel: Sparkasse für Fixkosten (wegen Filialnetz), DKB für Reisen (kostenloses Abheben weltweit), N26 für Online-Shopping (schnelle Kartensperrung per App).
Kosten und Gebühren im Blick behalten
Auch wenn viele Zweitkonten "kostenlos" beworben werden, können versteckte Gebühren lauern. Hier ein Überblick über mögliche Kosten:
Meist kostenlos
- Kontoführung (bei Direktbanken)
- SEPA-Überweisungen online
- Daueraufträge
- Online-Banking und App
- Kontoauszüge digital
Oft kostenpflichtig
- Geldabheben außerhalb des Verbunds (0,50€ - 5,00€)
- Papier-Kontoauszüge (1-2€ pro Stück)
- Ersatzkarten bei Verlust (ca. 10-15€)
- Fremdwährungsgebühren (1-3% des Betrags)
- Dispositionszinsen (7-12% p.a.)
Achtung: Inaktivitätsgebühren
Manche Banken verlangen Gebühren, wenn Sie das Konto längere Zeit nicht nutzen (z.B. nach 12 Monaten ohne Transaktion). Informieren Sie sich vorher oder führen Sie regelmäßig kleine Überweisungen durch, um das Konto aktiv zu halten.
Kostenvergleich: Mehrere Konten vs. ein Konto
Szenario A: Ein Konto
Szenario B: Drei Konten (alle kostenlos)
Bei konsequenter Wahl kostenloser Konten entstehen keine Mehrkosten durch mehrere Konten!
Mehrere Konten effektiv verwalten
Mehrere Konten bedeuten auch mehr Verwaltungsaufwand. Mit den richtigen Tools und Strategien behalten Sie trotzdem mühelos den Überblick:
Tools und Tipps für die Verwaltung
1. Multibanking-Apps nutzen
Apps wie Finanzguru, Outbank oder die Multibanking-Funktion Ihrer Bank zeigen alle Konten in einer Übersicht. So sehen Sie Ihren gesamten Finanzstatus auf einen Blick.
2. Automatisierung durch Daueraufträge
Richten Sie feste Daueraufträge ein, damit Geld automatisch verteilt wird:
- • Gehaltskonto → Alltagskonto (z.B. 800€ am 1. des Monats)
- • Gehaltskonto → Sparkonto (z.B. 300€ am 1. des Monats)
- • Gehaltskonto → Zielspar-Konto (z.B. 150€ am 1. des Monats)
3. Regelmäßige Kontoprüfung
Checken Sie wöchentlich oder monatlich alle Konten:
- ✓ Sind alle erwarteten Zahlungen angekommen?
- ✓ Gibt es unerwartete Abbuchungen?
- ✓ Sind alle Kontostände im grünen Bereich?
- ✓ Wurden Sparziele erreicht?
4. Klare Bezeichnungen wählen
Geben Sie Ihren Konten sprechende Namen oder Notizen:
5. Push-Benachrichtigungen aktivieren
Lassen Sie sich über wichtige Kontobewegungen informieren:
- • Benachrichtigung bei Zahlungseingang
- • Warnung bei niedrigem Kontostand (z.B. unter 100€)
- • Hinweis bei hohen Abbuchungen (z.B. über 50€)
- • Monatliche Zusammenfassung per E-Mail
Haushaltsbuch-Apps für besseren Überblick
Apps wie Finanzguru, YNAB oder MoneyMoney kategorisieren Ihre Ausgaben automatisch über alle Konten hinweg. So erkennen Sie auf einen Blick, wofür Sie wie viel ausgeben.
Vorteil: Selbst mit 5 Konten haben Sie einen zentralen Überblick über Ihre Finanzen – ohne manuelles Zusammenrechnen.
Mögliche Nachteile und wie Sie diese vermeiden
Mehrere Konten haben viele Vorteile, aber es gibt auch potenzielle Herausforderungen. Hier sind die häufigsten Probleme und wie Sie sie lösen:
Problem: Zu viel Verwaltungsaufwand
Mehrere Konten bedeuten mehr Login-Daten, mehr Apps, mehr Überweisungen. Das kann schnell unübersichtlich werden.
Nutzen Sie Multibanking-Apps und Daueraufträge. Beschränken Sie sich auf 2-4 Konten – mehr brauchen die wenigsten Menschen wirklich.
Problem: Geld liegt auf dem falschen Konto
Sie wollen etwas kaufen, aber das Geld ist gerade auf einem anderen Konto. Jetzt müssen Sie erst umbuchen.
Planen Sie Puffer ein. Das Alltagskonto sollte immer genug Reserve haben. Mit Echtzeit-Überweisungen können Sie bei Bedarf sofort Geld verschieben.
Problem: Konten werden vergessen
Bei vielen Konten kann es passieren, dass Sie eines vergessen und dort Geld "rumliegt" oder Gebühren anfallen.
Führen Sie eine Liste aller Konten (mit IBAN und Bank). Prüfen Sie monatlich alle Konten – am besten immer am gleichen Tag (z.B. am 1. des Monats).
Problem: Schwierigkeiten bei Kreditanträgen
Bei sehr vielen Konten (6+) könnte eine Bank bei Kreditanträgen nachfragen, warum Sie so viele Kontoverbindungen haben.
In der Praxis selten ein Problem. Schließen Sie ungenutzte Konten. 2-4 Konten sind völlig normal und werden von Banken nicht negativ bewertet.
Problem: Versteckte Gebühren summieren sich
Wenn jedes Konto 5€/Monat kostet, zahlen Sie bei 3 Konten schon 180€ pro Jahr nur für die Kontoführung.
Nutzen Sie ausschließlich kostenlose Konten. Bei Direktbanken wie C24, DKB, N26 oder ING zahlen Sie 0€ Kontoführungsgebühren.
Die goldene Regel
Weniger ist mehr: Eröffnen Sie nur so viele Konten, wie Sie wirklich aktiv nutzen und im Blick behalten können. Für die meisten Menschen reichen 2-3 Konten völlig aus. Qualität (gute Struktur und Übersicht) schlägt Quantität (viele ungenutzte Konten).
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viele Girokonten darf ich haben?
Kann ich bei derselben Bank mehrere Konten haben?
Schadet ein Zweitkonto meiner Bonität?
Wie lange dauert die Eröffnung eines Zweitkontos?
Muss ich mein Zweitkonto beim Finanzamt angeben?
Kann ich ein Zweitkonto auch als Gemeinschaftskonto führen?
Was passiert mit ungenutzten Zweitkonten?
Lohnt sich ein Zweitkonto bei der gleichen Bank oder lieber bei einer anderen?
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